Zurück zum Nahbellpreis-Interview 2022
Ich hing an ihnen und sie an mir.
Kinderklimpern,
strahlende, ungleiche Reihung.
Über Uniform und Badewasser
vergaß ich nie
meine Ketten über der Brust.
Wo sie, irgendwo,
im notwendigen Kreisen
am Körper begannen,
begannen zu sein mit ihren einfältigen Elementen
von Blüten-Flügel-Hügelformen
und als Schriftbild in Schönheit endeten.
Da war die Mitte zu Ende,
darinnen ein Atmenkönnen
in Verschwendung.
Der Verschwendung Inbild:
Fremdverbindliches Tanzen über dem
nichtwissenden, wachsenden Leib.
Unterm Anfang
überspielt die Schrift
Wolken aus trautem Anfang.
Anfangsbilder sind Schäfchen
aus glaswolligem
Sprechen.
Zählen, erzählen,
Buchstabenbuchstützen.
Ich war zugegen,
als unter Sprechern und Schreibern
der Stoff geteilt wurde.
Stoff, niemandes Zuständigkeit,
ihm war Licht zu-
teil, das sich
morgens mittags abends nachts
gegen Ziffern wirft.
Dabei kam zutage:
die Nacht.
Nah der Nebelgrenze
unterkühlt das Wort
alle Wasser.
Zweifel, nicht Scheitern.
Die Inwendigkeit
unter Verzicht genommen.
Das Wildern.
das nichts weiß
von der Wildnis.
Aus: Schräge Intention,
Edition ch, Wien 1995
Fremdzeitbezwungen.
Beklemmung abgewehrten
Überflusses, geteilt, zer-
rissen, von Geistes Hohn und Hassern
mit dem Sitz:
"Du mußt".
So abgeschiefert neu
ereilt Verdummung
ihren Zeitenwitz!
Jetzt tanze.
Du warmes, altes Wissen,
angesungen und als Hemmung
abgelebt, bist jetzt
Verächtliches,
das dich vernetzte mit der Frohn:
"Du bist doch frei!"
Ein in Verstummung
schon geschlossnes Schreiten
- am Selbstverlust vorbei -
hebt eigen Sinnes
letzter Blitz mit Traumes
Kraft aus Wassern
höhner Eitelkeiten sich.
Darin zerfällt,
in Schaumes Haftung, was
immer war: dein Nächtliches, das
Ganze, ich.
Von armen Lohnestiefen und auf kalten Scheitelbreiten
bist du bestellte Richtung.
Aus: orten vernähte alphabetien, Verlag Wiecker Bote, Greifswald 2002
Das war unser Märznachmittag,
der Ostwind trug uns Amseldialoge
gegen den Zeigersinn zu.
Die fernen Hügel lichtgekühlt
strömten Natur aus.
Eine kleine Lichtreklame
displaygespiegelt floss
durch den Suchbildhimmel:
"Nichts, was uns weiterzieht!"
Da tanzte Asphalt
im Quadrat und
an den Zehen Spitzen hoch
zog dein Gleichschritt
Fäden.
Düfte verströmte die Rede,
vor die Schritte gegossene
längst ausgetretene
Spuren romantischer
Anwesenheit.
Jeder Mund d a
formte anders sein Ich.
Vorübergang war
am Passieren beteiligt,
welch
wiedererkanntes Niewiedersehn!
"Der Inwendigkeit fehlte Verzicht!"
Wenn wir zu übersetzen suchen,
sind wir am Ende des Lesebewendens.
Inmitten noch kalkbestreuter
Winterrabatten genoss uns
die Rettung entbilderten Grauens.
Hier ist jetzt
Jasagen heißt
den Ursprung
praktisch wittern.
Hier war überall, lagern
unsere Isolations-
Protokolle.
Welt
ist Differenz wird
Demaskierung war Wohnen
Verlassen für nichts,
war Du-Rufen ein
Finden am frühen
Ende im Selbstverlust.
Nein, drüben soll einzig
mein Horizont, so gestillt,
so vermessen nicht
länger weichen.
Verbinden will ich
uns bald
mit den letzten
Enden des Hierseins.
2019: Das G&GN-Institut nimmt Abschied vom 9.Nahbellpreisträger ~ NACHRUF auf Peter Rech 21.5.1943 - 5.12.2019
2020: Das G&GN-Institut bedauert das Ende des Portals FIXPOETRY ~ NACHRUF auf das Engagement von Julietta Fix
2022: Erstmals wird der Nahbell-NEBENPREIS "für den unerwarteten Essay" vergeben - Hintergrund zur EINFÜHRUNG siehe 2021
2023: Das G&GN-Institut kuratiert die Düsseldorfer Lesung "POESIEPANDEMIE: LYRIK LEBT WEITER!" -
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Mai
"Ich bin der reichste Mann der Welt! // Meine silbernen Yachten / schwimmen auf allen Meeren. // Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan, / in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser, / auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten. // Ich beachte sie kaum. // An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern / geh ich vorbei, / über meine Diamantgruben / lass ich die Lämmer grasen. // Die Sonne scheint, / ein Vogel singt, / ich bücke mich / und pflücke eine kleine Wiesenblume. // Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler! // Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit / vor diesem Thautropfen, / der in der Sonne funkelt." Arno Holz (1863-1929)
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