STECKBRIEF / Geboren wurde der 4.NAHBELL-Preisträger (2003) HEL ToussainT als Herbert Laschet am 12.3.1957 in Eupen (Belgien). 1984 war er Mitgründer der Düsseldorfer "RHEIN RUHR SCHAU" (gepowert durch eine einmalige Bargeldübergabe von Joseph Beuys, den HEL zufällig in der Düsseldorfer Altstadt traf, wo Beuys gerade mit vielen Geldscheinen aus einer Galerie kam). Debütierte 1977 im Seitenflügel vom Aachener Elisenbrunnen, saß 1994 im Komitee des 2.SocialBeat-Festivals. HEL las zusammen mit dem letzten Brechtschüler Martin Pohl 2000 in der Lesereihe "STELL DICH... DICHTER !!!" im G&GN-Literatursalon des Kunsthauses Tacheles. Er war 2001 Mitveranstalter der Galerie-Lesereihe "LyrikLounge" und 2004-2005 Mitglied der Türsprechanlagen-AutorInnengruppe INUNDAUSWÄNDIG (u.a. im Rahmenprogramm beim 5.ilb: "internationales literaturfestival berlin"). HEL ToussainT lebt in Berlin und ist laut Amazon-Steckbrief ein Cousin des ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet.
Der folgende LEBENSLAUF wurde 2005 vom G&GN-Institut in enger Zusammenarbeit mit dem Autor für seine ehemalige Präsentation auf dem Portal des "Künstlernetz Neukölln" zusammengestellt und digitalisiert. Sie wurde von Wikipedia übernommen:
Geboren am 12.3.1957 in Eupen (Belgien). HEL ToussainT publiziert seit 1977 'Graue Literatur' (erste Publikation in "Ulcus Molle", Hrsg. Joseph "Biby" Wintjes) und wohnt seit vielen Jahren im
Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Bekannt ist er als Herausgeber neuer Talente im "literarischen Underground" und Publizist gesellschaftskritischer Lyrik (von Sonetten bis hin zu modernisierten
4chen & 11chen) sowie Essays.
Co-Autor von "POP-SCHAMANISMUS" (zusammen mit Thomas Nöske). Mitherausgeber der Stuttgarter Zeitschrift "Zirkular am Zeitstrand" (1998-2004) sowie hin und wieder Herausgeber des legendären
"Zirkular" (seit 1977), 1984 Mitgründer der Düsseldorfer "RHEIN RUHR SCHAU" (Zeitung für Kultur im Kohlenpott, Hg. Helmhold Reinshagen, unterstützt von Joseph Beuys), Leitung der Rubriken "Die
Brücke an der Spree" (seit 1989) im Saarbrückener Magazin "Die Brücke" und "Berlinlastschriften" (1999-2004) im mittlerweile eingestampften Berliner Magazin "Libus".
Debütierte 1977 im Seitenflügel vom Aachener Elisenbrunnen, arbeitete bei der LINA (Literaturinitiative Aachen) mit an der Zeitschrift "Fenster/Schreibheft", gab 1981-85 Kabarett- und
Liederabende (Beiträge für ostbelgische Piratenradios), trat in Hilka Nordhausens Hamburger "Buch Handlung Welt" auf (Gruppe 60/90), bekam 1991 den "Preis der Arbeit" (Klagenfurt), saß 1994 im
Komitee des 2.SocialBeat-Festivals, organisierte in Berlin 1994-2000 die Lesebühne "SchwarzlesereY" incl. Open-Mike sowie 1995 im Kunsthaus ACUD das Gipfeltreffen "SONETT+MASSENGRAB". 2000
Text+Stimme für das Jingle der Sendung "WortSpiel: Der Trend zum Event" im DeutschlandRadio. 2001 Mitveranstalter der Berliner Galerie-Lesereihe "LyrikLounge" (zusammen mit Tom de Toys).
4.NAHBELL-Preisträger 2003 (alternativer Lyrik-Nobelpreis des G&GN-Institutes für die lebenslängliche Unbestechlichkeit des Gesamtwerkprozesses). 2004-2005 Mitglied der
Türsprechanlagen-AutorInnengruppe INUNDAUSWÄNDIG (u.a. 2005 auf dem 7. Kultur- und Kunstfestival "48 Stunden Neukölln" sowie beim 5. "internationalen literaturfestival berlin" ilb).
Hält seit bald 3 Jahrzehnten ohne viel Federlesen häufig Lesungen in kleineren und größeren Kontexten ab, wie z.B. in der Tanzwirtschaft Burger (Betreiber: Bert Papenfuß), im Kunsthaus Tacheles
(zusammen mit dem letzten Brecht-Mitarbeiter Martin Pohl in der Reihe "STELL DICH... DICHTER !!!") und im Duo mit Off-Kollegen wie dem Kölner Brinkmann-Preisträger stan lafleur. Vergißt darüber
gerne die Eigenwerbung und ist darum dankbar, daß sich andere vermehrt um die Erhältlichkeit seines stetig wachsenden Gesamtwerkes bemühen...
Arbeitet an einer bibliophilen Buchversion mit vielfach durch "Löcher statt Links" verbundenen Seiten des mehrdimensionalen "HYPERZIRKULAR", das am Ende (also zu Lebzeiten, wenn überhaupt) als
ein einziges museales Exemplar handgefertigt existieren soll...
HEL ToussainT, um 1999
DU GINGST...
Du gingst vom schweigen ins schweigen
Die welt ist ein ferner ort
Ich wollt dich den worten zeigen
da waren die worte dort
Es mischte sich seele in seele
september floß in mai
daß keine der farben fehle
daß keine gereinigt sei
Ins schweigen bist du gegangen
im schweigen steh ich hier
Kein regen konnte uns fangen
kein regen regnet von dir
HEL ToussainT, mai 07
TIERE SCHUFEN UNS AUGEN...
Tiere schufen uns augen
ohne sie wären wir halb
haben es aufgestellt das
unbeholfene kalb
Graues laub wäscht den himmel
Etwas ist ertaubt
unter gefrorenem dröhnen
das uns des lichtfells beraubt
Alles ist weiß geworden
schürf du den weg allein
Tiere waren inmitten
werden inmitten noch sein
HEL ToussainT, 21.7.06, für Will Eisner
UNSICHTBARGEFALLEN...
Unsichtbargefallen
bist du lange schon
unsichtbar mit allen
im gebrüllkokon
Möge dich nicht stören
was da draußen spinnt
mögest du sie hören
die dir leise sind
Halden von geräuschen
fauchen dich hinaus
roll dich ein im keuschen
seelenschattenhaus
HEL ToussainT, 9.8.07
Nach einem Interview Tiziano Terzanis mit Chian Chi-Nan (Antonio) Taiwan
ES ÄCHZT IM BAMBUSHAUS...
Es ächzt im bambushaus
du weißt nicht was es ist
Du siehst die schattenfaust
den boxer siehst du nicht
Du fühlst es geht ein wind
der keinen namen trägt
Das wasser wirbelt wild
Am grund wird nacht gemäht
Und jedes wort verbirgt
in zittern was es zeigt
Die seele atmet gier
im neinumgrenzten reich
HEL ToussainT, 18.9.07
Nach Big Bill Neidjie Gagadju Man (Tim Flannery, Wir Wettermacher, s 92)
WIR WANDERN ÜBER DIE ERDE...
Wir wandern über die erde
im mantel von regen und licht
Etwas lebt in dem leib aus stein
wir kennen es nicht
Was also wirst du erwandern
sturm und regenflut?
du kennst deine hand deinen fuß noch nicht
du machst es nicht gut
Rühr an das da unten
streif es mit der hand
Du kannst etwas töten in anderer zeit
in anderem land
HEL ToussainT, 21.9.06
IN WUCHERNDEN VEREINEN...
In wuchernden vereinen
da werden abgestellt
die nichts geworden scheinen
in dieser leistungswelt
Ein bißchen bücherräumen
ein bißchen das und dies
jenseits von laufbahnträumen
die man schon früh verließ
Man tut als wär man nütze
und der verein bean-
tragt sachgemittelt stütze
Dann fängt der stumpfsinn an
Man ist herausgefallen
und ist kaum sichtbar noch
man gräbt sich dicht bei allen
sein selbstbestimmtes loch
So fault 's in den vereinen
so faulst auch lange du
Der wind will emsig scheinen
du kneifst ein auge zu
WIR SIND DIE ARBEITSTOTEN
SOTUNALSOB GEWOHNT
EINSKOMMAFÜNFPILOTEN
VOM SPARGELSTICH VERSCHONT
Bitte beachten Sie die korrekten Zeileneinrückungen beim Faksimile des Schreibmaschinen-Originals, deren Darstellung in der Abschrift aufgrund technischer Einschränkungen nicht möglich ist.
HEL aug 99
AGITPROPLIED DES ARBEITS- UND SOZIALAMTSRATS
Arbeitslos im studium generale
das sind wir die alhi bruderschaft
treten wir die vakuumpedale
andre treten ihre arbeitshaft
Schmeißt man auf ne sachbeate lehm?
schlafen unter trampolinen
wo sich springer luft verdienen
katzennappgezieferfegverein
Auch die wanze hat es nicht bequem
Irgendwem
wird auch eine wanze heilig sein
Halten uns in eckchen wie die raucher
glotzen löcher ins soziale netz
wir die schütte- wir die zeitmißbraucher
nach dem tausch- und waschdiehandgesetz
rund im großen kanzlerlavamat
selbsternannte alleswisser
eigenmächt-in-regen-pisser
stehn wir rum und betteln uns was rein
Das ist unser bakkalaureat
Unserm staat
sollten so ne ratten heilig sein
Unser sind die kipp- und abfallgaben
Studium generale sagte ich
weil wir endlich zeit zum lesen haben
Zwar de bücher koofen könn wa nich
aber 's liegt ja grauzeug rum und brehmt
Nur die 15 Uhr Umsonste?
Für die Bonner sind wir Bonnste
und fürs Piepchen sind wir wählerklein
Bleiben wir wofür ihr scheuchs uns nehmt
sag ich eemd ..
scheißegal: vollfettkraßheiligenschein
Nehmt nur mich: ich schlafe bis um viere
saufe dann drei kannen kaffee leer
Darauf fallen meine grauen tiere
zungrich über meine brekkies her
Dann fällt meine tante über mich
Katzen brauchen auch mal gräser
beide sind wir spitzenbläser
blasen aus und gluckern gänsewein
Und es ruht das ding und das Ansich
Delzepich
läßt nen gott nen mann und eismann sein
HEL ToussainT, 19.1.06
VARIANTEN 1-6
wir haben keinen gürtel
und sollen ihn engerschnallen
Wir kleben gebrochen am boden
und sollen nicht lästigfallen
*
Die frage lautet nicht: können
wir uns leisten zu helfen
die frage lautet: können wir
uns leisten nicht zu helfen
*
Läßt man Venedig versaufen
und kauft dafür saatgut für Niger?
hört man auf handys zu kaufen
und rettet bengalische tiger?
*
Für alles wäre geld da
für alles menschenkraft
Fahrbare hinrichtungszellen
haben wir auch geschafft
*
Da draußen verhungern kinder
Deren ideen hätten
uns überfreßne gerettet
Jetzt müssen wir selber uns retten
*
Getreide gekippt ins meer
wird nicht seinen hunger dämmen
Baut fluttore bittesehr
Das meer wird uns überschwemmen
HEL ToussainT, apr 06
VARIANTEN 16-18
Wir sind die luft die du atmest
Einatmen darfst du noch frei
Wag es nicht auszuatmen
dann steh der zahlhund dir bei
Du bist aber authentisch!
Weg du! das war schon dein part
geboren mit mausklick von APPLE
gestorben mit gruß von WAL-MART
Dann aber stehst du mit nichts als
nem surfbrett im hochmoorgebiet
Da drüben gibt es was beßres
da wo die ölasche zieht
HEL ToussainT, 21.7.06
VARIANTE 22
Das geräusch skalieren
das gelingt dir schon
Sing! die töne frieren
halt den einen ton
2019: Das G&GN-Institut nimmt Abschied vom 9.Nahbellpreisträger ~ NACHRUF auf Peter Rech 21.5.1943 - 5.12.2019
2020: Das G&GN-Institut bedauert das Ende des Portals FIXPOETRY ~ NACHRUF auf das Engagement von Julietta Fix
2022: Erstmals wird der Nahbell-NEBENPREIS "für den unerwarteten Essay" vergeben - Hintergrund zur EINFÜHRUNG siehe 2021
2023: Das G&GN-Institut kuratiert die Düsseldorfer Lesung "POESIEPANDEMIE: LYRIK LEBT WEITER!" -
LIVE & CLOSE am 12.
Mai
"Ich bin der reichste Mann der Welt! // Meine silbernen Yachten / schwimmen auf allen Meeren. // Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan, / in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser, / auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten. // Ich beachte sie kaum. // An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern / geh ich vorbei, / über meine Diamantgruben / lass ich die Lämmer grasen. // Die Sonne scheint, / ein Vogel singt, / ich bücke mich / und pflücke eine kleine Wiesenblume. // Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler! // Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit / vor diesem Thautropfen, / der in der Sonne funkelt." Arno Holz (1863-1929)
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