Zur PRESSEMITTEILUNG
Meike Wanner, geboren 1997 in Düsseldorf, machte 2018 ihr Abitur in Neuss, lebt jetzt wieder in Düsseldorf, macht eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Sie ist zweifache postpoetry.NRW-Nachwuchspreisträgerin: 2016 mit dem Gedicht "Im Treibhaus" und 2019 mit dem Gedicht "Auf dem Balkon". 2021 Nominierungspreis beim Förderpreis der Gruppe 48.
Veröffentlichungen in Anthologien von Wettbewerben:
2017 "Wenn wir den Atem anhalten" (Ulrich Grasnick Preis)
2019 "Ewigkeits Elysium" (Lyrischer Lorbeer)
2020 "Sternenblick"
2022 "vom Atem der Oneironauten: Ein poetischer Dialog. Harald Kappel - Meike Wanner" (Edition postpoetry)
Video-Lesung 21.4.2020 während der Coronakrise @ Ulla-Hahn-Haus
postpoetry-Laudatio von Monika Littau (19.11.2016): "Preistexte Nachwuchs"
Artikel in der Westdeutschen Zeitung (7.11.2016): "19-Jährige gewinnt Lyrikpreis"
Artikel im Solinger Tageblatt (25.4.2022): "Lesung will Nachwuchsautoren Mut vermitteln"
Siehe außerdem: Gedichte von Wanner im FORUM des Offlyrikfestivals: POESIESALON.de
Nahbellpreis-Beispielgedicht "Stromkästen und Strohrum" von 2021 in der Lyrikzeitung am 23.6.2022
Selbstauskunft der Dichterin: "Meine Faszination für Sprache habe ich schon als Kind entdeckt, als ich mir noch vor Beginn der Grundschule aus Langeweile erst das Schreiben und Lesen, dann mit Hilfe einer Kassette die ersten Grundlagen in Englisch beigebracht habe. Als ich endlich richtig lesen konnte, bremste mich meist nur die Maximalanzahl an Büchern, die in der Bücherei ausgeliehen werden durften - ich verbrachte meine Kindheit und Jugend mit (fast) nichts Anderem. Während der Pubertät brach das zwar ein - dafür entdeckte ich dann das Schreiben für mich, und was erst nur ein Mittel zum Verbalisieren war, wurde ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Während Aufs und Abs, persönlichen und situativen Veränderungen und natürlich auch dem Älterwerden ist das Schreiben mittlerweile etwas, was ich als eine langanhaltende Konstante sehe; denn auch, wenn es Zeiten gibt, in denen ich weniger schreibe oder auch denke, ich würde aufhören - ich finde immer wieder dahin zurück. Eines Tages möchte ich etwas in Richtung Sprache oder Literatur studieren; nicht um in dem Bereich zu arbeiten, sondern aus reinem Interesse. In meinem Leben lief nicht immer alles nach Plan und die ein oder andere Abzweigung stellte sich als Sackgasse heraus. Trotzdem habe ich mittlerweile einen Weg gefunden, der zu mir passt und mit dem ich sehr zufrieden bin. Ich denke, dass genau das sich auch in meinen Gedichten wiederfindet: dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und dass es sich lohnt, zwei Mal hinzusehen. Dass sich aber auch im trüben Licht Schönheit erkennen lässt..."
01. Nahbellfrage
Liebe Meike, ich gratuliere Dir sehr herzlich zum 4. Nahbellförderpreis! Du bist nun nach Jonas Gawinski, der zum Zeitpunkt der Preisvergabe 20 Jahre alt war, mit 24 die zweitjüngste
Nahbellerin! Da ich selber erst 21 war, als ich meine Poetologie der "Direkten Dichtung" mit spätpubertärem Selbstbewusstsein entwickelte, habe ich großen Respekt vor Deinem Talent; denn ich
hätte mir damals auch gewünscht, daß mich die Älteren der Lyrikszene ernst nehmen und unterstützen. Stattdessen erlebte ich die bittere Borniertheit der sogenannten "etablierten" Autoren, Verlage
und Preisstifter und schwor mir, es später selber besser zu machen, was den Umgang mit Nachwuchskollegen betrifft. And here we are now! Besonders freut mich als Demenzbetreuer, daß Du auch in der
Pflegebranche arbeitest. Vermutlich erlebst Du tagtäglich auf Schicht den Personalmangel und Zeitdruck? Wir haben aber noch genug Zeit für das Interview, um es ganz gechillt step by step zu
entwickeln. Meine zunächst größte Neugier betrifft den Anfang Deines poetischen Schaffens: wann hast Du Dein allererstes Gedicht geschrieben? Wurde es veröffentlicht? Magst Du es dem geneigten
Leser hier verraten? Oder alternativ jenes erste Gedicht, das für Dich als "vorzeigbar" gilt? Gab es in Deinem Leben eine Initialzündung zum Dichten oder wie begann alles bei Dir?
01. Nahbellantwort
Ganz lieben Dank zu allererst - die Nachricht hat mich wirklich überrascht und umso mehr gefreut! Dass ich mit meinen jungen Jahren schon zu Erfolgen gekommen bin, würde ich meiner Meinung nach aber nicht bloß auf Talent, sondern auch auf Glück und letztlich die richtigen Kontakte zurückführen. Wie du sagst, ist es hilfreich, von denen, die sich schon einen Namen gemacht haben und in der Szene auskennen, an die Hand genommen zu werden. Harald Kappel hatte mich schon nach Verleihung seines Preises dazu ermutigt, mich auch zu bewerben, wozu ich aber nicht den Mut hatte; erst als wir nach der Lesung zur Veröffentlichung des gemeinsamen Gedichtbandes noch einmal darüber sprachen und wirklich in exakt diesem Moment deine WhatsApp Nachricht kam mit der Bitte, kurz vor Teilnahmeschluss diese Information noch an mögliche Kandidaten weiterzuleiten, konnte ich mich dazu durchringen. In so fern hatte ich wirklich Glück und bin sehr dankbar dafür, dass ich von erfahreneren Autoren unterstützt wurde!
Lyrik hat mich auch eigentlich schon immer interessiert, tatsächlich bin ich eine der Personen, die sie in der Schule nicht gehasst, sondern sich jedes Mal darauf gefreut haben. Dementsprechend habe ich mich schon mit 8, 9 Jahren sporadisch an eigenen Gedichten versucht; ich hatte eine Zeit lang immer ein Notizbuch in der Schule dabei und in den Pausen lieber geschrieben als zu spielen. Schön, daran zu denken! Natürlich waren diese Texte ohne Anleitungen oder Impulse von außen alle sehr kindlich und eher gereimte Geschichten, aber das Interesse zog sich fort. Ich schrieb immer wieder sporadisch, aber nie wirklich mit einem Gedanken daran, wie ich eigentlich schreibe.
Die ersten halbwegs aktuelleren Gedichte sind tatsächlich auch noch so wenig vorzeigbar, dass sie in einem separaten Word Dokument verstauben. Ich würde sie fast schon als eine Art Jugendsünde ansehen: Damals mit 13 Jahren - vielleicht doch weniger aktuell - ging es mir nicht allzu gut, und wegen meines Interesses für das Schreiben fing ich an, Gedichte als Ventil zu verwenden. Dementsprechend klingen sie bloß auch! Ein paar Jahre später war aber der Wunsch, mehr als immer das Gleiche mit immer den gleichen Mitteln auszusagen, so groß geworden, dass ich mich mehr mit Lyrik auseinandersetzte. Wie ich Wirkungen erzeugen und Aussagen überbringen kann, welche Möglichkeiten es gibt - letztendlich ja Endlose - und mich dadurch auch aus meiner kreativen Komfortzone herauszutrauen. Wenig später wurden auch die ersten Gedichte in Anthologien veröffentlicht und tatsächlich auch eines mit dem postpoetry Preis ausgezeichnet; das hat mich natürlich dazu ermutigt weiterzumachen und mich auch mehr zu trauen, was ich grundsätzlich wichtig finde, wenn es um Kreativität geht.
Was vorzeigbar ist, ist natürlich Definitionssache; ich selbst sehe meine Gedichte ohnehin kritischer als jemand von Außen und Kreatitivät lässt sich meiner Meinung nach auch schwer bewerten. Aber vor "im Treibhaus" kam kaum etwas, was ich jetzt noch als vorzeigbar bezeichnen würde, auch danach erst nur einzelne Gedichte. Das war die Zeit, in der ich mich mehr damit auseinanderzusetzen begann, weswegen mir das Meiste nach wie vor nicht mehr gefällt. Letztlich war und ist das auch ein kontinuierlicher Prozess; mittlerweile sind weitaus mehr Gedichte dabei, die vorzeigbar sind und die sogar auch mir gefallen, trotzdem verwerfe ich nach wie vor vieles und würde nicht alles weiterverwenden. Aber vielleicht ist das auch einfach mein eigener Perfektionismus. Das erste Gedicht, das ich für vorzeigbar halte, ist tatsächlich kurz vor "im Treibhaus" entstanden. Übrigens habe ich auch, wenn dieses Gedicht Reime enthält, auch damals abgesehen von diesem einen Gedicht eigentlich nicht damit gearbeitet - das ist einfach Zufall.
Unausgesprochen (2016)
Graues Schweigen an stählernen Tagen
Blicke, die kreuzend sich flüsternd fragen
Eiserne Ruhe in blechernen Jahren,
Anstatt das Unausgesprochne zu sagen,
Rotes Gebrumm in kalten Stunden
Gähnende Worte flüsternd klagen
Alltägliches "weiter", unendliche Runden,
Anstatt das Gesprochene laut zu sagen.
Tiefrote Augen, sie blicken mir zu
Sätze, die stumm dazwischen hängen,
Dunkelste Iris, mit all ihrer Ruh
Verwirrt uns mit ihren schwärzesten Klängen,
Seichtester Blick, wirfst ihn mir her,
Auge wird dunkel und Lider so schwer,
Große Fläche vor mir, glatt und so leer,
Blick in tiefste Spiegel – Komm bitte her.
02. Nahbellfrage
Wie reagiert denn Dein Umfeld auf Deine Identität als Dichterin? Macht es Freunden und Eltern eher Angst, weil wir Dichter irgendwie rätselhaft für sie sind, zu tief und tabulos für den
normalen Alltag? Und die Pflege-Kollegen: bist Du für sie eine Ausserirdische? Ich hatte in meiner Zeit in Pflegeheimen keine Kollegen, die sich für Lyrik interessierten, oder wenn, dann nur im
Rahmen von Aktivierungsangeboten für die Bewohner: als ich einmal Schillers Glocke vorlas, begannen die meisten, die ersten vier/fünf Seiten auswendig mitzusprechen, erst die vielen weiteren
Seiten waren ihnen unbekannt (es ist ja ein ellenlanges Vieh mit unglaublichen Stellen!) und am Ende der Stunde war ich heiser. Also nochmal: wie kommt Dein privates Umfeld damit klar, dass Du
sowas Komisches wie Lyrik machst? Meint jemand womöglich, eine junge Frau sollte etwas Sinnvolleres tun, als ihre kostbare Lebenszeit mit Lyrikschreiben zu verplempern? Haben Dich
Mitschüler:innen früher in der Schule als Nerd empfunden?
02. Nahbellantwort
Mein Umfeld reagiert sogar sehr positiv darauf - eher interessiert und neugierig. Ich denke auch nicht, dass Lyrik verängstigt, sondern einfach nur zu unbekannt ist, eine Art
Sonderstellung einnimmt, da die Meisten damit kaum Berührungspunkte haben. Ob sie als spannend oder seltsam wahrgenommen wird, liegt im Auge des Betrachters. Zum Glück umgebe ich mich
aber vor Allem mit weltoffenen und toleranten Menschen, weswegen die Reaktionen selten so ausfallen wie beschrieben; ob Familie, privates Umfeld oder sogar die Arbeit, ich werde zum Glück darin
unterstützt. Gerade erst kürzlich konnte ich noch einen außerplanmäßigen freien Tag im Dienstplan einschieben, um die Lesung zu halten. Aber wie gesagt, ich umgebe mich letztlich auch bloß mit
Menschen, die tolerante und offene Einstellungen teilen; von der Schulzeit fangen wir daher besser gar nicht an...! Dass Lebenszeit mit Lyrikschreiben
verplempert wird, würde ich grundsätzlich auch nicht so sehen und wohl auch entschieden dagegen argumentieren, würde mir das tatsächlich jemand vorwerfen. Mit Lyrik holt man im Gegenteil das
Meiste aus einem sehr kurzen Zeitraum - und konserviert es!
03. Nahbellfrage
Hast Du Lieblingsdichter:innen oder auch Vorbilder in der zeitgenössischen, also "lebenden" Lyrikszene? Welche berühmten Lyrikerinnen, also welche Frauen inspirieren Dich oder gefallen Dir
einfach? Welcher war der allererste Gedichtband, den Du gelesen hast, und welcher ist der bislang wichtigste für Dich? Hast Du vielleicht sogar ein einzelnes Lieblingsgedicht von irgendwem, was
Dich womöglich Dein Leben lang begleiten wird wie das Lieblingsalbum einer Musikgruppe?
03. Nahbellantwort
Mein Vorbild, wenn man das so sagen kann - vielleicht eher Inspiration, denn ein Vorbild würde ja bedeuten, dass es das Ziel ist, relativ gleich zu sein, wohingegen ich aus der Inspiration
trotzdem etwas Eigenes machen möchte - ist tatsächlich Harald Kappel. Deswegen schätze ich es auch als riesiges Glück ein, dass damals bei postpoetry gerade wir uns ausgetauscht und für die
Lesung zusammengetan haben! Denn durch den dadurch resultierenden weiteren Austausch konnte ich immer wieder etwas mitnehmen und lernen. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis war sogar, dass ich
mich gerade in diesem Bereich mehr trauen sollte - wie gesagt hat er mich letztlich zu meiner Bewerbung inspiriert! Welche berühmten Lyrikerinnen mir gefallen, ist nicht direkt gleichzusetzen
damit, welche mich inspirieren. Hilde Domin oder Else Lasker-Schüler gefallen mir; Inspiration bekomme ich aber eher
durch zeitgenössische Lyriker:innen und einfach Eindrücke. Ansonsten gefallen mir zum Beispiel Sigune Schnabel, Klára Hurková, Lütfiye Güzel, Lydia Daher oder
Fabian Lenthe besonders gut. Den Gedichtband "über malungen" von Monika Littau lese ich immer wieder aufs Neue
gern; dieser liegt auch aktuell noch auf meinem Nachtschrank. Der erste Band, den ich gelesen habe, war eine Sammlung mit Gedichten von Georg Trakl, gekauft
während der Unterrichtsreihe zum Expressionismus, die mich so sehr beeinflusst hat; daher kommt auch das Lieblingsgedicht: eines, das ich immer wieder nenne, ist "Städter" von
Alfred Wolfenstein.
04. Nahbellfrage
Kannst Du anhand eines Deiner Gedichte erläutern, wie der Schreibprozess bis zur Fertigstellung des Gedichtes bei Dir funktioniert, also wirklich von Anfang an: was muss passieren, um den
kreativen Knopf bei Dir zu drücken? Sitzt der Knopf im Kopf oder im Herz oder in der Seele: wie wird die Inspiration angetriggert? Und dann mögliche Vorstudien? Rohfassungen? Vorläufer-Versionen,
bei denen dann immer wieder einzelne Wörter oder ganze Zeilen ausgetauscht werden? Das wäre superspannend, wenn Du solche Vorläufer-Versionen verraten würdest, um dann den Unterschied zum
vollendeten Werk nachvollziehen zu können! Und wie lange dauert der ganze Entstehungsprozess: Stunden, Tage, Wochen??? Also mich würde das brennend interessieren, denn ich selber gehöre ja zu
jener (ich glaube eher selteneren) Dichtersorte, die ein Gedicht in einem Rutsch raushauen (was aber keineswegs heisst, das der kritische Umgang mit Sprache bei mir fehlt!) und auch nie wieder
verändern. Daher finde ich das immer faszinierend, daß viele an ihren Texten unglaublich mühevoll rumfeilen...
04. Nahbellantwort
Meist gibt es zu Anfang einen ersten Impuls. Dieser Impuls ist meist emotional - meine Gedichte würde ich schließlich auch eher als emotionaler bezeichnen - daher kommen auch die
Inspirationen oft eher aus diesem Bereich. Aus einem Sinneseindruck, Gefühl, etwas Erlebtem, Wahrgenommenen,... entsteht spontan ein Gedanke, ein Wort, oft ein Satzfragment oder eine
Wortkombination als Stilmittel, die mir gefällt. Daraus baue ich dann möglichst sofort das Gedicht auf. Zwar schreibe ich dann erst einmal eine Art Rohfassung schnell herunter, allerdings dient
das meist eher als Grundgerüst, um eine Richtung zu weisen. Bei dem Beispielgedicht sieht man das gut: die erste Zeile war der Impuls, entstanden aus Mücken in meiner Umgebung und
Gedanken, die in dem Moment aufkamen. Daraus entstanden schnell weitere Zeilen; danach machte ich mir aber konkretere Gedanken über das Gedicht, Inhalt und Aussage und arbeitete dementsprechend
auch bedachter an einzelnen Stellen, schrieb den Rest, verwarf eine Passage und änderte Einiges. Von der Rohfassung blieb am Ende nicht mehr viel. Zwei Tage später habe ich beim erneuten Lesen
noch die letzte Zeile hinzugefügt; oft ändere ich später noch das Ein oder Andere, manchmal fällt es mir schwer, ein Gedicht als fertig zu sehen, wenn ich es mir nicht selbst zu hundert Prozent
gefällt. Im Großen und Ganzen dauert das Schreiben aber meist eher unter einer Stunde, plus kurzzeitiges Bearbeiten an späteren Tagen.
Eurythmisch
Mücken suizidieren sich in meinem Gesicht
denaturierte Proteine
auf Wellblechkarosserien
die Laster
gestochen ins Epithel
kratzen wir uns gegenseitig
aus Schichtsystemen
in unseren Schuhen
stecken Steine
haben sie nie lösen gelernt
haben es
weit genug getrieben
statt eurythmisch tanzen wir lieber auf
Eierschalen
breche lieber mit dir
als meinen Fuß
der steht noch an Land
Rohfassung:
Mücken suizidieren sich auf meinem Gesicht
auf Wellblechkarosserien denaturieren
die stopfen keine Burgerpatties mehr
braten sinnlos im Motorraum
stechen uns Laster ins Epithel
es juckt bis in die Sohlen
und wir zertreten Ameisen
05. Nahbellfrage
Haben sich die Corona-Pandemie und nun der Ukraine-Krieg auch in Deinem Werk niedergeschlagen? Und wie gehst Du prinzipiell poetisch mit globalen Problemen um, wie z.B. der Klimakrise? Spielt
Politik eine Rolle in Deiner Lyrik? Und noch allgemeiner gefragt: was soll Lyrik in Deinen Augen überhaupt können und dürfen? Haben Gedichte eine psychosoziale oder tiefenphilosophische Funktion
oder wofür sind sie gut? Wie würdest Du eine mögliche Systemrelevanz von Lyrik begründen? Braucht die Gesellschaft in Zukunft noch Lyrik? Hat sie jemals Poesie wirklich gebraucht im Sinne von
benötigen? Kann Lyrik die Welt verändern, verbessern, den Lauf der Dinge beeinflussen?
05. Nahbellantwort
Ich habe ein paar Gedichte zum Thema der Pandemie geschrieben, Manche davon offensichtlicher, Andere weniger direkt. Eines dieser Gedichte wurde in der Zeitschrift Syltse veröffentlicht ("Prämaskiert"), eines von denen, die nicht zwingend spezifisch darauf bezogen werden müssen, findet sich auch in dem Gedichtband ("Zweifach isoliert"). Über den Krieg habe ich noch nicht geschrieben - ich würde dem Thema wirklich gerecht werden wollen, was ich schwierig finde, wenn ich in der privilegierten Situation aufwachse, Krieg nur von Weitem mitzuerleben. Grundsätzlich schreibe ich gern auch über gesellschaftliche und politisch relevante Probleme, allerdings gehe ich selbst gerade dann besonders kritisch mit meinen Texten um - ich möchte schließlich idealerweise auch etwas damit bewirken, zumindest einen Denkanstoß geben - wodurch ich letztlich doch wieder mehr verwerfe oder nicht weiterverwende.
Was Lyrik kann und darf...? Ich denke, Lyrik kann alles, nichts und jegliches Mittelmaß dazwischen, je nach Autor, Leser, Gedicht, Situation und Wille, sich damit zu befassen. Ein gelungenes Gedicht kann Emotionen erwecken und Probleme benennen, Denkanstöße geben, sogar zum Handeln bewegen, eine Sprache und Raum bieten und letztlich den Moment vollkommen einnehmen. In diesem Zusammenhang darf Lyrik genau das: auch unangenehm, kritisch und schwierig sein, weil genau dadurch diese Möglichkeiten entstehen. Daher denke ich auch, dass Lyrik durchaus etwas beeinflussen kann! Ob es Gedichte zum Thema Pandemie und Ukraine-Krieg sind, die aufmerksam machen, Online-Accounts, die sich gänzlich diesem Thema widmen oder Zeitschriften mit Themenschwerpunkt - Veränderung fängt im Kleinen an, Lyrik kann ein Aspekt von vielen sein. Außerdem liegt die Relevanz von Lyrik auch im Schreiben selbst. Wer schreibt, hat etwas zu sagen; Lyrik bietet eine Möglichkeit, das auf eine Art und Weise in Worte zu fassen, die im Alltag und im gesprochenen Wort nicht möglich wäre. Vor Allem soll Lyrik aber gelesen werden. Ein Gedicht, das von niemandem gelesen wird, kann nichts bewirken. Es kann weder Emotionen auslösen, noch zum Umdenken bewegen. Daher brauchen wir auch in Zukunft definitiv noch Lyrik, gerade in diesen Zeiten! Denn letztlich ist es auch einfach schön, ein Gedicht zu lesen, darin einzutauchen und die Emotionen zu spüren, die es auslöst; gerade solche Momente verbessern die Welt für den Einzelnen und verändern sie damit auch.
06. Nahbellfrage
Hast Du einen Plan, wo die Reise für Dich hingehen soll? Gibt es Zukunftspläne, Vorhaben, angefangene Projekte, einen großen Entwurf, was Dein Werk betrifft, wie z.B. Lebensthemen, an denen
Du Dich abarbeiten willst - oder lässt Du Dich durch die spontane Gegenwart treiben, ohne ein Konzept oder eine bestimmte Richtung anzupeilen? Womit müssen Deine Leser in fünf oder zwanzig Jahren
rechnen? Hoffentlich keine verstummte Stimme, die sich dann an zu perfektionistischen Idealen verausgabt hat...
06. Nahbellantwort
Ich lasse es eher spontan auf mich zukommen, habe sogar das Gefühl, dass das, was entsteht, auf mich zukommt. Ich kann mich nicht entscheiden, jetzt etwas Bestimmtes zu schreiben - es muss besagter kreativer Impuls da sein. Dementsprechend bin ich selbst manchmal überrascht über das Ergebnis und plane auch nicht wirklich. Über weitere Veröffentlichungen, vielleicht auch eine ganz Eigene, würde ich mich natürlich auch freuen, aber hier überlege ich ebenso nicht zu weit. Womit in fünf oder zwanzig Jahren zu rechnen ist, weiß ich selbst nicht! Obwohl ich schon oft dachte, dass ich das Schreiben aufgeben würde, habe ich immer wieder dahin zurück gefunden - zwar sporadischer, weniger exzessiv als es teils vorher war, aber letztlich blieb ich bisher immer dabei. Auch wenn es Pausen von Wochen oder Monaten gab und wohl auch geben wird: Mir ist es persönlich sogar lieber, langfristig unregelmäßiger zu schreiben als eine kurze Zeit lang täglich.
07. Nahbellfrage
Lässt sich das so interpretieren, daß Du nicht unter der berüchtigten "inneren Notwendigkeit" (Kandinsky) leidest, also Dich kein psychischer Druck dazu zwingt, quasi permanent
zwangsneurotisch zu schreiben, um mit irgendwelchen seelischen Gespenstern klarzukommen? Du scheinst die Freiheit zu besitzen, an formalen/stilistischen Kriterien herum zu feilen, ohne dem Zwang
zu einem bestimmten Inhalt ausgeliefert zu sein? Täuscht das nur? Habe ich da vielleicht etwas übersehen? Diese scheinbare Leichtigkeit, mit der Du Dich der Poesie hingibst, ohne Dein Leben von
ihr kontrollieren zu lassen, ist beneidenswert! Wie viele Dichter mussten schreiben, um ihre eigenen Traumata zu verarbeiten! Fließen denn private Themen, die Dich emotional belasten, heimlich
mit in die Gedichte ein? Oder trennst Du streng zwischen Innen und Außen und schreibst sozusagen reine Außenweltlyrik?
07. Nahbellantwort
Ich schreibe auf keinen Fall bloß Außenweltlyrik - im Gegenteil! Persönliche Themen fließen fast immer ein, machen oft sogar das Gedicht aus. Trotzdem trifft es die Formulierung
der Leichtigkeit sehr gut! Auch wenn die Themen selten leicht sind, ist es meine Herangehensweise: Ich schreibe dann, wenn mir danach ist, über das, was mich gerade beschäftigt oder womit ich
mich beschäftigen möchte und das auch nur in dem Maße, wie es mir gefällt. Natürlich habe auch ich einen bestimmten thematischen Wohlfühlbereich, fühle mich dem aber nicht
ausgeliefert. So kann es auch vorkommen, dass ein Gedicht, das zum Beispiel bloß beschreibend anfing, auch für mich überraschend persönlich endet, weil mir im Schreiben eine spontane
Wendung einfiel. Es besteht auch kein Zwang zu schreiben; als ich damit anfing, war Lyrik zwar noch ein Mittel zum Zweck, um negativen Emotionen Raum zu geben. Mittlerweile bin ich aber
längst darüber hinaus, brauche das nicht mehr und bevorzuge einfach diese unschönen Themen, Blickwinkel oder Beschreibungen.
08. Nahbellfrage
Ich möchte noch einmal auf Deine Schulzeit zurückkommen. Hast Du berühmte Dichter versucht, in ihren Stilen zu imitieren und dadurch quasi das Dichten geübt? Prägen bestimmte Stilmittel noch
heute Deinen eigenen Stil, hast Du Vorlieben in der Ausdrucksweise und in der Wortwahl oder Reimtechnik? Setzt Du auch gezielt klassische Stilblüten ein und überholte Metaphern, die man nur noch
ironisch gebrochen, wenn überhaupt verwenden darf? Oder setzt Du Dich unter den Druck, die Last der gesamten Lyrikgeschichte zu schultern, um bloß nicht peinlich oder unprofessionell zu wirken?
Ich meine, die Vorgaben der Lyrikszene (oder zumindest gewisser Mikroszenen) sind doch schon sehr speziell, um angeblich zeitgemäß zu dichten, oder? Auf der Schule warst Du vor diesem biederen,
blutleeren Prestige-Irrsinn von hermetischen, hohlen Gedichten wahrscheinlich behütet? Oder sagten die Lehrer bereits, schreib bloß nicht expressionistisch oder surrealistisch, das ist eine
abgehakte historische Sache, die man nicht plagiieren darf? Denk immer an Celan oder Rilke, wenn Du irgendwo anknüpfen willst? Aber wenn der poetische Impuls plötzlich kommt, dann kann man doch
nicht sein gesamtes Wissen im Kopf über alle lyrischen Traditionen aktivieren, um sich von vornherein in der Freiheit der Kreativität zu blockieren, oder? Wie funktioniert dann der
Schreibprozess? Und wodurch kannst Du am Ende mit Sicherheit sagen, dass Dein Gedicht gelungen ist im Sinne von ernst genug? Ernste Lyrik, also E-Lyrik, als die ernsteste Literaturgattung ohne
jeglichen Unterhaltungswert, nur zum Fachsimpeln für Germanisten? Wird deshalb Slampoetry (als U-Lyrik) immer noch von Literaturwissenschaftlern belächelt? Wie kommen Deine Gedichte auf Slams
an?
08. Nahbellantwort
In der Schule wurde gar nicht allzu viel in der Richtung gesagt - im Deutschunterricht gab es zwar das übliche theoretische Wissen, aber kaum Inspiration oder Hinweise von außen, dass so etwas nicht bloß interpretiert, sondern auch geschrieben werden kann. Dadurch, dass mir der Expressionismus, den wir schwerpunktmäßig behandelt haben, aber sehr gut gefiel und gerade durch seine Andersartigkeit besonders in Erinnerung blieb, habe ich bestimmt einiges an Stilmitteln davon mitgenommen - ob absichtlich oder nicht, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Wahrscheinlich beides! Zum Beispiel schreibe ich gern über Städte, mag es, gerade die weniger schönen Aspekte zu betonen und verwende auch gern entsprechende Wortwahl. Wobei ich mich dabei nicht einschränken möchte - wenn ich zum Beispiel ein Gedicht lese, das mir gefällt und dadurch selbst inspiriert werde, kann es auch sein, dass meines diesem ähnelt. Ich denke, das ist das, was mir die Freude daran bewahrt: dass ich mir selbst die Freiheit lasse, das zu schreiben, was ich möchte. Übrigens gab es damals in der Schule einen Literaturkurs, in dem ein Schwerpunkt zumindest zeitweise kreatives Schreiben war. Die Lehrerin hat mich sehr gefördert - was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist ihre Aussage, dass es in einem Gedicht vor allem um die Dichte geht. Das versuche ich seitdem auch umzusetzen. Daher ist ein Gedicht dann fertig, wenn ich die Aussage so untergebracht habe, dass eine Dichte erzeugt wird - vor allem atmosphärisch und emotional. Bei einem gelungenen Gedicht spüre ich diese Dichte in Form eines bleibenden Eindrucks. Das gelingt mir längst nicht immer, aber wenn es mir gelingt, dann ändere ich definitiv nichts mehr.
Bezüglich der Stilmittel oder Ausdrucksweise, die ich gern verwende, hat es in den letzten Jahren auf jeden Fall einen Wandel gegeben; wo ich in meiner frühen Jugend sogar noch Reime verwendet
habe, die Stilmittel, die bis dahin aus der Schule bekannt waren, und ja, sogar längst verbrauchte Metaphern, damals vor 10 Jahren aber leider zu ernst gemeint - diese Gedichte verstauben
allerdings längst ungelesen digital, sind auch nicht weiter der Rede wert - ist gerade das mittlerweile nebensächlich bis irrelevant für mich geworden. Mittlerweile spiele ich lieber mit
Satzbau und Zeilensprüngen, um den Fokus umzulenken, und verwende gern eine Wortwahl, die im ersten Moment unpassend oder auch irritierend wirken könnte; außerdem versuche ich das Gedicht
entsprechend abzuschließen, sodass im Idealfall die aufgebaute Atmosphäre zum Ende hin gipfelt. Früher war mir eine bildliche Geschichte hinter dem Gedicht wichtig; jetzt geht es mir vor
allem um besagte Atmosphäre, denn dadurch werden schon ausreichend Bilder erzeugt.
Tatsächlich könnte ich gar nicht genau sagen, was die exakten Vorgaben sind, um zeitgemäß zu dichten und nicht peinlich oder unprofessionell zu wirken! Dadurch, dass ich einfach das schreibe,
wonach mir gerade ist und mir Einblicke durch beispielsweise ein Studium in dem Bereich fehlen, unterstelle ich mir selbst gern einmal, meine Gedichte wären peinlich, haha. Dementsprechend ist es
wohl ein glücklicher Zufall!
Ich denke im Übrigen absolut, dass auch Lyrik außerhalb von Slam Poetry Unterhaltungswert hat! Zwar habe ich noch nie an einem Poetryslam teilgenommen und das auch nicht geplant,
kann daher nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Ich habe aber den Eindruck, dass die Herangehensweise eine Andere ist - dort geht es tatsächlich weitaus mehr um Unterhaltung, auch oft um Komik,
Darstellung, vielleicht Interaktion. Lyrik in Form eines Gedichts, das man in einem Band zu Hause in Ruhe liest, setzt an einem anderen Punkt an, selbst wenn die Themen die Gleichen sein sollten;
es unterhält sich sozusagen mit dem Leser, es gibt etwas preis, worüber daraufhin nachgedacht werden kann. Man hat außerdem die Gelegenheit es immer und immer wieder zu lesen, zu hinterfragen, zu
verstehen,... Ich würde also sagen: Während ein Slampoet ein ganzes Publikum unterhält, tritt der Leser mit dem Gedicht in einen Dialog.
09. Nahbellfrage
Deine metapoetologischen Gedanken zur Lyrik und der Slampoetry im Speziellen empfinde ich als sehr kostbar, wie auch Deine anderen Antworten: sie haben mich sehr berührt, oftmals in meinen eigenen Gedanken bestätigt, und geben bestimmt so manchem Leser neue Impulse. Ich muss Dir da einfach zum Schluss mal ein großes Kompliment machen: bitte bewahr Dir Deine grandiose unverdorbene Ehrlichkeit, ganz gleich, was für Erlebnisse Du noch in der Lyrikszene machen wirst! Als Mitarbeiterin der "Firma" Lyrik erfüllst Du mit Deinem idealistischen und akribischen Arbeitsethos auch ausserhalb der Firma eine wunderbare Verantwortung, die Lyrik nicht nur als literarische Königsdisziplin -oder richtiger: Königinnendisziplin!- bestmöglich zu repräsentieren, sondern auch eine menschliche Haltung dahinter, die mit radikaler Offenheit, Selbstehrlichkeit und Neugier zu tun hat. In einer Firma kann Mobbing passieren und das Risiko von zermürbenden Zeiten ohne Aufträge, aber Du bist keinem anderen Mitarbeiter Rechenschaft schuldig für Deine Eigenart - nur der Chefin selbst: der Inspiration! Ich wünsche Dir alles Glück und Gute auf Deinem Lebensweg und bedanke mich beim Leben, daß ich Dich schon in Deiner frühen Phase kennenlernen durfte. Es ist mir eine Ehre, Dir zum Nahbell-Förderpreis gratulieren zu dürfen, und möchte Dir gerne mit einer abschließenden Frage das letzte Wort geben: hast Du schon ein Gedicht geschrieben, daß Deinen Job in der Pflege thematisiert? Oder vermeidest Du das? An welchem Gedicht arbeitest Du aktuell? Kannst Du uns ein brandneues präsentieren, hier sozusagen exklusiv erstveröffentlicht? Und ein wenig zu seiner Entstehungsgeschichte verraten? Falls sich eins in der Mache befindet, könnte ich es auch noch nachträglich einfügen, wenn Du magst...
09. Nahbellantwort
Ich danke dir von Herzen für dieses unglaublich liebe Kompliment, ich bin wirklich berührt! Dass meine Haltung und Art mir trotz wahrscheinlich aufkommender Aufs und Abs in dieser "Firma" bestehen bleibt, hoffe ich sehr, bin aber gleichzeitig auch davon überzeugt. Meiner Meinung nach bedingt sich das gegenseitig: das zu schreiben, wonach mir gerade ist und dabei über den Tellerrand zu schauen. Mich von der Lyrik leiten zu lassen. Ich habe zwar einmal ein Gedicht über die Pflege geschrieben, allerdings direkt nach dem ersten (schulischen) Ausbildungstag - dementsprechend recht realitätsfern, außerdem gefällt es mir stilistisch auch nicht mehr. Zwei, drei Mal habe ich Situationen aus dem Berufsalltag thematisiert - Altern, Sterben. Viel schreibe ich trotzdem bisher nicht darüber. Obwohl sich das Thema grundsätzlich definitiv für meine Gedichte anbietet, war einfach noch nicht der richtige Impuls da. Das neueste Gedicht ist vor wenigen Tagen entstanden, ich war gerade mit der Straßenbahn unterwegs und hörte Musik. In einer Textzeile war von Furchen auf der Haut die Rede - der erste Impuls. Die ersten drei Zeilen des Gedichts waren sofort da, damit auch die Inspiration ein Gedicht über Erschöpfung zu schreiben. Der Einfall zum zweiten Teil kam dadurch, dass gerade langsam die ganzen Pandemiemaßnahmen fallen gelassen wurden und der Alltag wieder explodierte. Also ein Gedicht über das Zuviel in zweierlei Hinsicht: zu viel führt zu Erschöpfung, zu viel als Gegenmittel. Damit bedanke auch ich mich vielmals bei dir für das Interview und natürlich für den Preis! Ich freue mich wirklich sehr und hoffe doch, dass ich dadurch jemanden inspirieren konnte.
Überreste
Die Furchen auf meiner Haut
sind nicht altersschwach
sondern träge
vom Blick
in tiefe Gesichter
fressen den Tag
der mir vor die platten Füße geworfen wird
im Laufen
die sind schon weit gekommen
und für festes Schuhwerk zu dick
stopfe Stunden in mein Maul
prall wie Pralinen
und schlucke sie ohne zu kauen
denn wer weiß
vielleicht trägt es mich
an kein solch reiches Buffet mehr heran
und ich muss nagen
an Überresten
2019: Das G&GN-Institut nimmt Abschied vom 9.Nahbellpreisträger ~ NACHRUF auf Peter Rech 21.5.1943 - 5.12.2019
2020: Das G&GN-Institut bedauert das Ende des Portals FIXPOETRY ~ NACHRUF auf das Engagement von Julietta Fix
2022: Erstmals wird der Nahbell-NEBENPREIS "für den unerwarteten Essay" vergeben - Hintergrund zur EINFÜHRUNG siehe 2021
2023: Das G&GN-Institut kuratiert die Düsseldorfer Lesung "POESIEPANDEMIE: LYRIK LEBT WEITER!" -
LIVE & CLOSE am 12.
Mai
"Ich bin der reichste Mann der Welt! // Meine silbernen Yachten / schwimmen auf allen Meeren. // Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan, / in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser, / auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten. // Ich beachte sie kaum. // An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern / geh ich vorbei, / über meine Diamantgruben / lass ich die Lämmer grasen. // Die Sonne scheint, / ein Vogel singt, / ich bücke mich / und pflücke eine kleine Wiesenblume. // Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler! // Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit / vor diesem Thautropfen, / der in der Sonne funkelt." Arno Holz (1863-1929)
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